Tanzen für Senioren

Quelle: 50Plus.ch

Tanzen hält fit, das ist schon länger bekannt. Aber wie effektiv hilft es beispielsweise älteren Menschen? Genau das haben jetzt Bochumer Forscher getestet - mit verblüffendem Ergebnis: Übten die betagten Probanden nur einmal pro Woche ein speziell für Senioren entwickeltes Tanzprogramm, verbesserte dies ihre geistige Fitness und steigerte ihre Aufmerksamkeit und Reaktionsfähigkeit. Fazit vorweg: Schon eine Stunde Tanz pro Woche verbessert Aufmerksamkeit, Gedächtnis- und Reaktionsfähigkeit messbar!

Wieso? Das Tanzen selbst in "kleinen Dosen" liefert schon messbar positive Wirkungen berichten die Neurologen. Viele Menschen wünschen sich, bis ins hohe Alter selbstständig leben und wohnen zu können. Das aber setzt voraus, dass man seinen Alltag auch als älterer Mensch noch gut bewältigen kann, sowohl geistig als auch körperlich. Neurowissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum untersuchen daher gezielt, was man tun kann, um im Alter fit zu bleiben. Aus Studien mit Tieren ist bereits bekannt, dass eine reizvolle und herausfordernde Umgebung in Gesellschaft degenerative Alterungsprozesse vermindert und die Lernfähigkeit steigert.


Training für Körper und Geist

Durch das Tanzen lässt sich dieser Effekt auf den Menschen übertragen: Tanzen bedeutet körperliche Aktivität, die den individuellen Fähigkeiten angepasst werden kann und dennoch genügend Spielraum für Entwicklungen bietet. Das Erlernen von Schrittfolgen und Kombinationen ist darüber hinaus eine beträchtliche Herausforderung für das Gehirn. Im Zusammenspiel mit der sozialen Interaktion und der akustischen und emotionalen Stimulation entsteht beim Tanzen so die nahezu perfekte reizreiche und herausfordernde Umgebung für den Menschen.

In ihrer Studie untersuchten die Forscher den Einfluss des speziell für diese Altersgruppe zusammengestellten Test-Programms. Während rund 25 Teilnehmer/-innen über einen Zeitraum von sechs Monaten einmal pro Woche eine Stunde lang tanzten, erhielt eine Kontroll-Gruppe im gleichen Zeitraum keinen Tanzkurs. Vor und nach dem Kurs durchliefen die Studienteilnehmer/-innen Tests, in denen verschiedene Merkmale und Fähigkeiten untersucht wurden, um möglichst aussagekräftige Informationen zum Arbeitsspeicher wie Merkspanne, Aufmerksamkeit, Informationsgeschwindigkeit (IVG), usw. zu erhalten. Der Fokus der Untersuchungen lag dabei bewusst nicht auf Bereichen, die typischerweise mit dem Tanzen in Verbindung gebracht werden wie Stand-, Körperhaltung, sondern auf der Aufmerksamkeit, der Denk- und Merkfähigkeit sowie der subjektiven Empfindung der momentanen Situation.


Das Ergebnis der Studie

Während sich bei der Kontrollgruppe keine Veränderungen zeigten, stellten die Forscher bei den Tänzern und Tänzerinnen signifikante Verbesserungen fest. Sowohl ihr Gedächtnis, ihre Wahrnehmung und ihre Aufmerksamkeit als auch körperliche Fertigkeiten wie Balancegefühl verbesserten sich deutlich.
 

Tanzen ist gesund und hält fit

Dr. Claus Köppel als renommierter Geriater im Bethlehem Gesundheitszentrum Stolberg GmbH beschreibt, warum Tanzen gesund ist:

"Bewegungsmangel ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herz- und Kreislauferkrankungen. In der Sporttherapie hat sich gezeigt, dass regelmässige Bewegungen, wie zum Beispiel Tanzen, die wichtigsten Mittel zur Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie von Osteoporose sind. Darüber hinaus fördert Tanzen die sozialen Kontakte und bedeutet Lebensbejahung. Eine solide Beweglichkeit ist deshalb nicht nur aus medizinischer Sicht zu fördern.


Die früher vertretene "Verschleisstheorie", nach der ein allmählicher Rückzug in die Passivität im Alter vernünftig sei, wird inzwischen von der Medizin als unhaltbar zurückgewiesen. Forschungen haben ergeben, dass die Kraft der Muskulatur, die Leistungsfähigkeit von Herz, Kreislauf und Lunge sowie die Beweglichkeit von Sehnen und Bändern vom Trainingszustand abhängen. Der Mensch ist ein "Bewegungswesen". Sein Stoffwechsel, sein Bewegungsapparat und sein Herz-Kreislauf-System sind physiologisch darauf eingestellt, täglich belastet zu werden.


Ein einfaches Beispiel: Wenn ein Arm in Gips gelegt werden muss, werden seine Muskeln immer dünner und schwächer. Wer sich also schont, schwächt sich damit um so nachhaltiger. Ein richtig dosiertes Trainingsprogramm hingegen verbessert Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit bis ins hohe alter. Dabei ist allerdings auf ein gesundes Mass zu achten. Bei bewegungsentwöhnten Menschen besteht die Gefahr, dass sie zuerst zuviel des Guten tun wollen. Deshalb sollte man auch das Tanzen nicht übertreiben. Und: Bei geselligen Tanzveranstaltungen können Alkohol und Rauchen den gesunden Effekt des Tanzens zunichte machen."

Buchempfehlung

Gerne empfehlen wir hier an dieser Stelle das Buch "Tango & Nüsse" von Dr. Gabriella Nyéki.

Mit Tanz gegen die Krankheit Alzheimer. Die gesündeste körperliche Aktivität, die einen Schutz gegen Demenz leistet, ist das regelmässige Tanzen. Wollen Sie Ihr Alzheimer-Risiko senken? Dann empfehlen wir Ihnen wärmstens, dieses Buch zu lesen.