Swing und vieles mehr
verfasst von Gunar Haas, swissdance
verfasst von Gunar Haas, swissdance
Allgemein ist zu sagen, dass der Name Discoswing irreführend ist, da von musikalischer Seite der Swing ternär, Discomusik aber binär aufgebaut ist. Das Wort Discoswing wurde lediglich kreiert, um diesen Tanz attraktiver zu machen und ihn dadurch besser vermarkten zu können. Manchmal wird es auch damit begründet, dass viele Figuren der Swingtänze im Disco-Tanz Verwendung finden. Es gab allerdings bereits in den späten 1950er Jahren einen Swing-Tanz, der den gleichen Grundschritt aufweist, jedoch auch auf Swing-Musik getanzt wurde.
Das amerikanische Pendant zum Discofox ist der Hustle, der in den 1970er Jahren in den lateinamerikanischen Vierteln von New York entstand. Bekannt wurde er vor allem durch den Film „Saturday Night Fever“ mit John Travolta und der Musik der Bee Gees.
Zur Familie der Swingtänze gehören musikalisch gesehen Slowfox, Quickstep, Lindy Hop, Jitterbug, East Coast Swing, West Coast Swing, Boogie Woogie, Rock’n’Roll und Jive. In der Tanzwelt werden damit aber eher die „offenen“ Paartänze mit Swing- und Boogie-Musik bezeichnet.
Der Lindy Hop geht zurück auf „Texas Tommy“ der ihn 1912 als „Break-away“ tanzte. Bei einem Tanzmarathon 1927 wurde dieser Break-away in abgewandelter Form von „Shorty“ George Snowdon getanzt. Er wurde Shorty genannt, weil er nicht sehr gross gewachsen war. Nach seinem Sieg wurde er gefragt, wie denn dieser Tanz hiesse, und er sagte, einer Eingebung folgend: „I’m doing the Lindy Hop“. Dies nach der aktuellen Zeitungsschlagzeile „Lindy hops the Atlantic“ über die Atlantiküberquerung durch Charles Lindbergh. Später wurde dieser Tanz von den Weissen kopiert, und da dies mehr aussah wie „zitternde Käfer“, wurde diesem Tanz der Name Jitterbug gegeben (nach Cab Calloway’s Lied „Jitterbug“ von 1934).
Der Boogie Woogie war ursprünglich kein eigenständiger Tanz, sondern nur eine musikalische Form des Foxtrott. Früher waren die Foxtrott-Rhythmen in 4 Taktteile zerlegt, die neuen Rhythmen haben 8 Teile. Dadurch ist der Rhythmus lebendiger geworden. Die amerikanischen Jazz-Komponisten erfanden dafür den Namen Boogie Woogie. Auch die Namen „Honky Tonk“ und „Barrelhouse“ bezeichneten diese Musik - nach Kneipen, in denen diese Piano-Musik gespielt wurde. Als musikalische Form wurde er ursprünglich nur als Klaviersolo mit rollenden Bassläufen gespielt. Später wurde er angereichert mit Bass, Gitarre und Schlagzeug, bis letztendlich ganze Big Bands diese Musik übernahmen.
Anfangs der 1980er Jahre, als sich der Rock'n'Roll immer mehr zum Hochleistungssport entwickelte, wurde der Boogie Woogie (ohne Akrobatik getanzt) wieder entdeckt. Der Bekanntheitsgrad des Boogie Woogie nahm seither immer mehr zu und wurde 1987/88 der Tanz des Jahres. Inzwischen steht dieser Tanz gleichberechtigt neben seinen engsten Verwandten Lindy Hop, Rock’n’Roll und Jive.
Anfang der 1930er Jahre beginnt die Ära der Swing-Musik mit afroamerikanischen Bands aus New Orleans. Die weissen Big Band Leader - allen voran Benny Goodman - griffen diese Musik auf und lösten damit ein regelrechtes Swing-Fieber aus. Mitte der 1930er Jahre bringt Dean Collins den Swing-Tanz von der Ostküste zur Westküste. Zum East Coast Swing kommen Einflüsse aus den dort beliebten Gesellschaftstänzen und führen zum West Coast Swing.
Auch etwa zu ähnlicher Zeit wurde an der Westküste der West Coast Swing von den Tanzschulen entwickelt. Da grosser Männermangel herrschte musste ein Tanz her, bei dem die jungen Frauen viel Bewegung hatten und die eher älteren vorhandenen Männer nicht viel tun mussten. Um das ganze noch ein bisschen aufzuwerten, wurde dann kurzer Hand der Lindy Hop in East Coast Swing umgetauft - da er ja schliesslich auch an der Ost Küste entstanden ist. In den Staaten würde man unseren Disco Swing als Single East Coast Swing bezeichnen und unseren Jive als Double East Coast Swing.
Den Rest für eine endgültige Musik und Tanzeuphorie tat natürlich Hollywood. Damit mehr Tänzer/
West Coast Swing wird heute nicht mehr nur auf Swingmusik getanzt, vielmehr kommen Musikstücke vieler Genres zum Einsatz. Hier gilt: Hauptsache der Groove stimmt.
Die Idee des Rock'n'Roll wurde auf der Strasse geboren. Seine Wurzeln stammen aus den Herzen der Afroamerikaner, die auch die Vorgänger dieser “wilden” Musik - Blues, Swing, Boogie Woogie, Jive und Jitterbug - unters Volk brachten.
Rock'n'Roll war also zunächst nichts anderes als ein neuer Name für die populäre schwarze Musik, für den städtischen Rhythm'n'Blues der Afroamerikaner. Die erste Musikaufnahme, die bei den Musikwissenschaftlern als „echter“ Rock’n’Roll angesehen wird, war „Rocket 88“ von Jackie Brenston (1951). Tanzlehrer Nordamerikas und Europas versuchten die wilde Ekstase des Rock'n'Roll-Tanzes aufzufangen, indem sie einen gepflegten Boogie zu Rock'n'Roll-Musik vermittelten. 1957 wurde vom italienischen „Clan Bruno Dossena" und dem Tanzlehrer Umberto Gallone aus Mailand der Sprungschritt eingeführt.